Unverwechselbarkeit eines künstlerischen Ausdrucks muss sich entwickeln. Sie drückt eine bestimmte emotionale und intellektuelle Haltung zu den universellen Dingen des Lebens und der Welt aus.
Dabei sind Fragen ständige Begleiter.
Wie diese Fragen beantwortet werden, ob mit Toleranz und Bereitschaft im Umgang, in der Auseinandersetzung, im Zulassen und Wahrnehmen, ist für diese Prozesse wesentlich.
Ohne sich zu öffnen und bereit zu bleiben, verbunden mit der Bereitschaft, sich immer wieder zu hinterfragen, ist Lebenserfahrung zu erreichen nicht möglich.
Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß, kein ausschließlich Gut oder Böse. Das Sehen, Begreifen und Tolerieren der Vielfalt der Schöpfung und ihrer Größe hat meinen künstlerischen Ausdruck geprägt und bestimmen ihn noch heute.
So thematisierte ich schon früh die Vielschichtigkeit des Daseins, die Überlagerungen von Wahrnehmungen, Wahrheiten und Zuständen.
Die Fotografie bot die Möglichkeit, Zeitsequenzen und Motive zu überblenden. Auch die Collage, mit ihrer vielgestaltigen Zusammensetzung von Bildbausteinen, wurde in frühen Jahren ein wichtiges Ausdrucksmittel. Neben der Malerei waren insbesondere diese beiden Gestaltungsformen Wegbereiter für heutige Arbeiten mit dem Medium Glas.
Meinem künstlerischen Anliegen kommt das Material Glas, als Mittler stetiger Veränderung durch Tages- und Jahresrhythmen, entgegen. Der Bildgrund transportiert Bewegung, Licht und Schatten, auch Nähe und Weite können sichtbar werden.
Intensität, Vertrauen und die Haltung, ein Thema oder einen Raum in seinem Wesen, seiner Besonderheit zu erfassen, haben auf den ersten Blick vielleicht unterschiedliche Werke entstehen lassen, aber sie verbinden sich in ihrer Kraft und konzeptionellen Authentizität.
Im öffentlichen Raum habe ich als Künstlerin die Verantwortung, sensibel zwischen individuellen Ansprüchen und gesellschaftlichen Forderungen auszubalancieren, auf Vorstellungen einzugehen und doch fordernd und fördernd ein Dialog in Gang zu setzen. Ein großes Privileg!
Marie-Luise Dähne